Digitalisierung im Energiesektor – der Treiber der Energiewende
Autor: solarstrombauer (Helmut Thomas)
Pressemitteilung der Bundesnetzagentur vom 30.11.2021
Bonn. Die Energiewende ist in vollem Gange. Damit sie erfolgreich weiter voranschreiten kann, ist der Ausbau der Erneuerbaren Energien und ein gezielter Netzausbau wichtig. Und noch etwas ist von großer Bedeutung: Die Digitalisierung der Netze. Um sie zu unterstützen, trat im September 2016 das Gesetz zur Digitalisierung der Energiewende (GDEW) in Kraft. Es sieht den Einsatz intelligenter Messsysteme je nach Jahresverbrauch der Kundinnen und Kunden vor. Damit ermöglicht es mehr Transparenz und Effizienz als bisher.
Im allgemeinen Sprachgebrauch sind diese intelligenten Messsysteme besser bekannt als „Smart Meter“ und damit als digitale Stromzähler. Sie sind mit einer Kommunikationseinheit ausgestattet und versenden Daten automatisiert. Smart Meter unterstützt alle Marktakteure. Sie standardisieren die Kommunikation in den Energienetzen und bieten ein Höchstmaß an Sicherheit. Sie bieten den Kundinnen und Kunden einen genaueren Überblick über den eigenen Verbrauch als die meisten der bisher eingesetzten Stromzähler. Dieses Wissen um den eigenen Stromverbrauch und dessen Verteilung über den Tag und das Jahr soll die Kundinnen und Kunden sensibilisieren. In der Folge trägt es also zum Stromsparen bei. Smart Meter, die den Stromverbrauch auch als Viertelstundenwerte messen und versenden können, bieten Stromlieferanten eine weitere Möglichkeit: Variable Tarife, die dem individuellen Bedarf der Menschen angepasst sind. So könnten Verbraucherinnen und Verbraucher – selbstverständlich automatisiert – ihr E-Auto dann laden, wenn der Strom günstig ist. Wie stark diese Potentiale allerdings wirklich genutzt werden, wird erst die Zukunft zeigen. Die Bundesnetzagentur überwacht die Einführung der intelligenten Messsysteme im Strombereich. Es ist eine der Aufgaben des Referats 620, das Dr. Jan Peter Sasse leitet. Er sagt: „Natürlich ist Smart Meter ein großes Thema, aber längst nicht das einzige. Die Digitalisierung der Stromverteilernetze bedeutet sehr viel mehr.“
Die Welt ist smart geworden: Die smarte Uhr zählt unsere Schritte und misst den Puls. Das smarte Haus schaltet das Licht aus, wenn wir die Haustür schließen. Der smarte Kühlschrank meldet ans Handy, wenn die Milch leer ist. Ganz zu schweigen von dem smarten Telefon, das unser gesamtes Leben verwaltet. Smart bedeutet nichts anderes als intelligent. Systeme, die zielgenau steuern und effiziente Planung ermöglichen. Künstliche Intelligenz (KI) kommt hier zum Einsatz: Computerprogramme und Algorithmen, die externe Daten aufnehmen und verarbeiten sowie Ergebnisse ausgeben können. KI soll relevante Informationen sammeln, flexibel auf die Umgebung sowie auf veränderte Informationen reagieren, aus Erfahrung lernen und am Ende selbst entscheiden. Das ist der Gipfel der Smartness. Wenn Netze intelligent werden, heißen sie „Smart Grid“. In einem Diskussionspapier der Bundesnetzagentur heißt es: „Das konventionelle Elektrizitätsnetz wird zu einem Smart Grid, wenn es durch Kommunikations-, Mess-, Steuer-, Regel- und Automatisierungstechnik sowie IT-Komponenten aufgerüstet wird. Im Ergebnis bedeutet „smart“, dass Netzzustände in „Echtzeit“ erfasst werden können und Möglichkeiten zur Steuerung und Regelung der Netze bestehen, so dass die bestehende Netzkapazität tatsächlich voll genutzt werden kann.“
Am Beispiel der E-Mobilität lässt sich gut zeigen, was das bedeutet: Je mehr Menschen elektrische Autos kaufen, desto mehr Strom benötigt das System. Wenn sehr Viele ihre E-Autos gleichzeitig laden, kann das zu Problemen führen. Die Netze kommen an ihre Belastungsgrenze. Um das zu verhindern, müssen Niederspannungsnetze transparenter und intelligenter werden. Der Stromverbrauch derjenigen, die zum Beispiel ein Elektromobil oder aber auch eine Wärmepumpe haben, ließe sich dann genauer steuern. Wie groß die Gefahr wirklich ist, dass Viele gleichzeitig laden wollen, weiß heute noch niemand. Klar ist aber: Das stellt die Verteilernetze vor neue Herausforderungen. Ohne eine stärkere Digitalisierung der Netze geht es nicht. Apropos E-Autos: Die Bundesnetzagentur betreut ein Ladesäulenregister, in dem alle öffentlich zugänglichen Stationen aufgenommen sind. Auch hier schreitet die Digitalisierung voran. Mit Hilfe eines Kundenmanagementsystems sollen zukünftig die Betreiber ihre Ladesäulendaten eigenständig verwalten. Außerdem können sie den Kundinnen und Kunden zusätzliche Informationen bereitstellen. Das System ist im Aufbau begriffen, aber seine Möglichkeiten sind vielfältig. „Denkbar ist, dass ein solches System auch Informationen darüber enthält, wo die nächste Ladesäule ist. Sogar ob sie gerade frei ist oder gewartet wird, wäre sichtbar“, so Sasse.
Digitalisierung ist jedoch kein Selbstzweck. Ziel ist es, eine höhere Netzsicherheit und eine bessere Produktivität bereitzustellen. „Wir sprechen hier von einer Entwicklung, die sich in den verschiedenen Bereichen in unterschiedlichen Geschwindigkeiten über viele Jahre hinweg entfaltet“, erklärt er. Doch wer Jan Peter Sasse zuhört, versteht schnell: Der Prozess hat längst begonnen. „Ich stelle mir vor, dass der Installateur bald standardmäßig per Tablet den Anschluss einer Wallbox an den Netzbetreiber melden kann“, sagt er. Der Referatsleiter spricht damit Schnittstellen an, die für die Digitalisierung der Verteilernetzbetreiber von zentraler Bedeutung sind. Sie sind die Verbindung zwischen den Netzbetreibern und verschiedenen Stakeholdern – Verbraucherinnen und Verbraucher, Einspeisern und Bauunternehmen. Sie ermöglichen den schnellen und unkomplizierten Zugang zu individuellen Informationen und Online-Dienstleistungen. Etwa 70 % der Netzbetreiber bieten solche Dienste in der ein oder anderen Form schon an. Die Bundesnetzagentur behält das Thema Schnittstellen im Auge. Im Fokus der Diskussionen steht derzeit die Einrichtung einer gemeinsamen Internetplattform durch die größeren Verteilernetzbetreiber. Diese Plattform soll zum einen Transparenz beim Netzausbau schaffen. Umgekehrt können aber auch diejenigen, die das Netz nutzen, Informationen an den Verteilernetzbetreiber über die Plattform übermitteln. Es ist dabei im Sinne aller, wenn Informationen übersichtlich und gebündelt sind. Wenn sie einfach zugänglich sind und die Kommunikation in beide Richtungen funktioniert.
Intelligente Technologien und Verfahren sowie digitale Schnittstellen sorgen für mehr Transparenz. Sie geben uns allen die Möglichkeit, eine aktivere Rolle in der Energiewende zu übernehmen. Letztendlich entscheidet jeder selbst, ob er auf Energieeffizienz in den eigenen vier Wänden, eine Photovoltaikanlage oder ein Elektromobil setzt. Schon heute lässt sich jedoch sagen: Die Zukunft ist schlauer.
Weitere Informationen finden Sie unter www.bundesnetzagentur.de/messeinrichtungen.
Die Bundesnetzagentur
Quelle und weitere Informationen zur Bundesnetzagentur und deren Aufgaben sind auf den Internetseiten der Bundesnetzagentur unter: www.bundesnetzagentur.de zu finden.